Bildkomposition: Regeln für harmonische Bilder
Ihr kennt das: Ihr schaut Euch ein Foto oder Bild an und findet es sofort klasse. Oder eben nicht. Das kann natürlich viele Gründe haben, ein entscheidender ist dabei der richtige Aufbau des Bildes – die Bildkomposition. Das ist bei Videos im Prinzip ganz genau so. Wir sagen Euch, warum harmonische Bilder bei Videos so wichtig sind, was sie bewirken und wie ihr sie herstellen könnt.
Was bedeutet Bildkomposition
Die räumliche Anordnung von Elementen in einem Bild erzielt beim Zuschauer eine ganz bestimmte Wirkung. Das ist nicht neu: Schon vor 500 Jahren haben berühmte Maler ganz genau gewusst, wie sie ihre Gemälde gestalten müssen, welche Farben sie verwenden, damit sie Begeisterungsstürme auslösen. Bildelemente können gut, schlecht oder neutral wirken. Sie lenken unseren den Blick, schaffen Nähe zum Bild oder eben Distanz.
Bildkomposition bei Videos
Die Regeln zur Bildkomposition von Gemälden und Fotos sind im Grunde auf Videos übertragbar. Allerdings nicht ganz, denn Filmemacher müssen zusätzlich den Faktor Bewegung beachten. Für ein perfektes Ergebnis solltet Ihr als „Bildkomponist“ Ahnung von 3 wichtigen Dingen haben:
1. Den Einsatz von Objektiven
2. Farben, Formen und Größen
3. Wissen um die Wirkung von Bildinhalten auf die Geschichte, die vermittelt wird
Faktoren der Bildkomposition
1. Die Einstellungsgröße
Damit hebt Ihr Elemente des Bildausschnittes gezielt hervor oder haltet andere aus dem Blickfeld des Zuschauers heraus. Welche Einstellungsgrößen es gibt und welche Wirkung ihr damit erzielen könnt, könnt ihr in unserem Blogbeitrag über Einstellungsgrößen nachlesen.
2. Das Bildformat
Das Bildformat hinterlässt unterschiedliche Wirkung beim Zuschauer. Das 4:3 Fernsehformat wirkt schmal und eng, während uns das Format 16:9 viel Raum gibt.
3. Klarheit
„Aufgeräumte“ Bilder ohne störende Elemente bleiben besser im Gedächtnis. Sie hinterlassen ein angenehmeres Gefühl beim Zuschauer, als überfrachtete Szenen.
4. Die Bildtiefe
Die Gestaltung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund bestimmt die Bildtiefe eines Videos. Auch die ist für eine optimale Bildkomposition wichtig und wird unter anderem durch die Ausstattung des Raumes bestimmt. Dessen Ausstattung etwa durch Requisiten ist deswegen ein wichtiger Punkt beim Dreh. Licht und Schatten bringen ebenfalls Tiefe ins Bild.
Mittel der Bildkomposition
Auch die Art, wie die Kamera gehalten wird, bestimmt den Charakter der späteren Videosequenz. Ein Beispiel. Perfekt gerade gehalten, liegt die Trennung zwischen oberem und unterem Bildbereich genau mittig. Schon kleine Verlagerungen dieser Trennlinie, auch Horizontlinie genannt, haben Auswirkungen auf die Bildkomposition. Liegt sie weiter unten, wird der obere Bildbereich größer und das Bild wirkt offener, weiter. Das Gegenteil erreicht der Kameramann mit einer weiter oben liegenden Horizontlinie.
Diagonale
Die schräge Verbindung zweier Ecken des rechteckigen Filmformates kann verschiedene Wirkungen haben. Von links oben nach rechts unten wirkt sie absteigend, von links unten nach rechts oben aufsteigend. Bei unseren Bildern wirken bei einer absteigenden Diagonale die umliegenden Elemente ruhig, bei einer aufsteigende Diagonale eher lebendig und hält den Blick des Zuschauers meist auch länger. Für die Bildkomposition haben Diagonalen immer mehr Dynamik als der Horizont.
Symmetrie
Symmetrie empfinden wir immer als ästhetisch. Deswegen kommt ihr bei der Bildkomposition eine große Bedeutung zu. Als Stilmittel im Film gelten einmal die exakte Abbildung der Symmetrie oder eine klare, gewollte Abweichung.
Muster und geometrische Formen
Schon gemerkt? Unsere Augen lieben Formen. Eine regelmäßige Anordnung solcher Elemente bringt Ruhe ins Bild, schafft Ordnung. Wenn Bilder „chaotisch“ oder „unregelmäßig“ erscheinen, schauen wir nicht so gern hin. Ein guter Tipp ist es deswegen immer, Linien und Formen aus der Umgebung einzuarbeiten. Bordsteine oder Zäune sind da eine gute Möglichkeit. So vorteilhaft sich Symmetrie auf die Bildkomposition auswirkt, so erfrischend kann es aber auch sein, die mal zu brechen. Zum Beispiel, wenn die Aufmerksamkeit gezielt auf einen Punkt oder eine Person gelenkt werden soll.
Raum
Steht ein Darsteller in einem überschaubaren Zimmer, einer Halle oder gar in einer weiten Landschaft? Der Beziehung zwischen Darsteller und Raum kommt bei der Bildkomposition eine große Bedeutung. Sie hat Einfluss auf die Wahrnehmung des Zuschauers und damit auch auf die Grundstimmung der Filmsequenz.
Goldener Schnitt
Steht ein Darsteller in einem überschaubaren Zimmer, einer Halle oder gar in einer weiten Landschaft? Der Beziehung zwischen Darsteller und Raum kommt bei der Bildkomposition eine große Bedeutung. Sie hat Einfluss auf die Wahrnehmung des Zuschauers und damit auch auf die Grundstimmung der Filmsequenz.
Farben
Farben lösen Stimmungen und Emotionen aus. Das nutzen Videofilmer zu Nutze und setzen sie gezielt zur Bildgestaltung. Figuren, Gegenstände und Schauplätze erhalten durch die richtigen Farben ihren Charakter. Weiß gilt, zumindest in unserem Kulturkreis, als Farbe des Friedens und der Unschuld; Schwarz steht für Trauer und Tod. In anderen Ländern kann allerdings ganz anders aussehen und sollte im Vorfeld genau recherchiert werden.
Im Allgemeinen werden den Farben folgende Eigenschaften zugeschrieben:
Weiß:
positiv: Reinheit, Sauberkeit, Unschuld, Frieden
negativ: Kälte, Blässe, Sterilität
Schwarz:
positiv: Nacht, Energie, Stabilität, Förmlichkeit, Solidität
negativ: Tod, Trauer, Angst, Leere, Böses
Grau:
positiv: Würde, Intelligenz, Reife, Wohlstand, Würde,
negativ: Langeweile, Verwirrung, Verfall, Depression, Schatten
Rot:
positiv: Liebe, Leidenschaft, Stärke,
negativ: Wut, Gefahr, Krieg, Blut, Feuer, Verbot
Blau:
positiv: Himmel, Meer, Ruhe, Vertrautheit, Spiritualität, Stabilität,
negativ: Kälte, Nachlässigkeit, Melancholie, konservativ
Gelb:
positiv: Heiterkeit, Sonne, Sommer, Innovation
negativ: Eifersucht, Gefahr, Feigheit, Krankheit, Verrat
Grün:
positiv: Natur, Fruchtbarkeit, Vegetation, Erlaubnis
negativ: Neid, Geiz, Pech
Blickwinkel und Kameraperspektiven
Von oben, unten, nah oder fern – es gibt viele Möglichkeiten, ein Element zu filmen. Bei der Bildkomposition sprechen wir von diesen:
1. die Halbtotale, bei der die Kamera Objekte von nahem in voller Größe filmt. Aussehen, Körperhaltung und Gestik sind gut erkennbar.
2. die Nahaufnahme zeigt die Darsteller von der Brust aufwärts und rückt Gefühle über den Gesichtsausruck in den Mittelpunkt.
3. die Totale zeigt den gesamten Handlungsraum und damit einen Überblick über das Geschehen. Das schafft Distanz.
4. bei einer Detailaufnahme zeigt die Kamera Details unnatürlich deutlich und rückt sie so in den Mittelpunkt der Handlung.
In unserem Blogbeitrag Kameraperspektiven und Blickwinkel erhaltet ihr noch weitere nützliche Tipps!
Regeln der Bildkomposition
Grundsätzlich hat bei der Bildkomposition die künstlerische Freiheit das Sagen. Einige Regeln sollten Videofilmer dennoch immer im Hinterkopf haben:
• Das Wichtigste gehört in den Mittelgrund
• Das Hauptmotiv muss sich vom Hintergrund abheben
• Nicht zu viel Platz über den Köpfen der Darsteller frei lassen
• Eine Bewegung von links nach rechts: Vorwärtsbewegung
• Eine Bewegung von rechts nach links: Hier kommt jemand zurück
• Bei viel Bewegung im Bild, sollte sich die Kamera nicht zusätzlich mitschwenken
FAZIT
„Kamera an und los!“ kann schnell langweilig werden. Die Story wird schlüssig und interessant, wenn die Anordnung der verschiedenen Elemente stimmt. Dafür gibt es feste Regeln. Wie wär`s mit ein paar Experimenten? Gerade Anfänger sollten ruhig mal ausprobieren, wie Farben die Stimmung verändern, die Horizontlinie Weite und Nähe bringt oder wie unterschiedlich Halbtotale und Nahaufnahme wirken können.