Ohne Sound kein Film – das sollten Sie beim Sounddesign beachten!

Sie haben ihr Videoaufnahmen gesichtet und anschließend die besten Szenen in sinnvoller Reihenfolge zusammengeschnitten. Nun gilt es, Ihren Film mit den richtigen Sounds und der passenden Musik zu einem echten Seh- und Hörerlebnis zu machen. Dieser Schritt wird leider oft von Jungfilmern vernachlässigt und jeder kennt solch ambitionierte Anfängerfilme, in denen die Bilder durchaus gefallen könnten, wäre da nicht die viel zu laute Musik, die einfach nicht zu den Bildern passen will, die für die Handlung notwendigen Geräusche fehlen oder von lausiger Soundqualität sind.

Damit Sie schon mit ihren ersten Filmen Staunen erzeugen, möchten wir Sie nun in die Praxis des Sounddesigns einführen:
einfach erklärt und mit griffigen Beispielen bebildert.

Sie haben keine Zeit, den Artikel zu lesen? Dann hören Sie ihn doch einfach an:

 

Was versteht man unter Sound-Design?

Sound Design ist der zentrale Begriff für Tongestaltung. Ohne Geräusche wäre ein Imagefilm einfach nur ein Stummfilm. Aber es geht bei Sounddesign nicht nur um das Erstellen und Arrangieren von Geräuschen, Sprache und Musik, sondern vor allem um das richtige Verhältnis aller akustischen Parameter. Guter Sound macht einen Film lebendiger. Reale Sprache und glaubwürdige Geräusche ergeben zusammen mit den Bildern eine sinnvolle Handlung. Passende und professionelle Musik unterstreicht die Emotionen im richtigen Moment. Jeder kennt das Problem und seine Auswirkungen, wenn eines dieser Details nicht stimmig ist. Um das Hörerlebnis vollkommen zu machen, braucht es Sounddesign. Nicht ohne Grund sind in professionellen Produktionen immer mehrere Personen damit beschäftigt. Denn acht Ohren und Augen sehen und hören einfach mehr als nur zwei. Vom Editor über den Tonmeister bis hin zum Supervisor müssen dabei alle Hände ineinandergreifen.

Sie wollen für Ihr Projekt alles im Alleingang machen? Dann sollten Sie Ihren Film unbedingt vor der Veröffentlichung mehreren film- und musikinteressierten Menschen zeigen. Deren kritische Meinung lassen Sie dann mit einfließen, wenn Sie sich an den letzten Schliff Ihres Filmes setzen. Aber wie genau sehen denn die unterschiedlichen Arbeitsprozesse im Sounddesign für ein Video aus?

7 Schritte zu einem guten Sounddesign:
Sounddesign
1. Die O-Ton-Aufnahme

Der O-Ton ist der originale Ton bei einer Aufnahme. Jeder hat schon von Mono und Stereo gehört. Während bei Mono-Aufnahmen der Ton mit nur einem Mikro aufgezeichnet wird, werden bei einer Stereo-Aufnahme mindestens zwei Mikrofone verwendet. Somit erhalten Sie mit einem Stereomikrofon mindestens zwei Tonspuren. Die können gemeinsam oder auch getrennt voneinander abgespielt werden. Achten Sie darauf, dass jede sprechende Person mit einem eigenen Mikrofon als separate Audiospur aufgenommen wird, um die Lautstärken später auf einander anpassen zu können!

2. O-Ton-Editing

Bei einem O-Ton-Editing werden Tonspuren mit den dazugehörigen Tonaufnahmen versehen. Falls nötig werden hier fehlende oder unbrauchbare Audio-Sequenzen neu aufgenommen. Ein Fehler kann zum Beispiel das Rascheln der Kleidung bei einem Ansteckmikrofon sein. Solch ein Rascheln ist schlimmstenfalls nicht reparabel und der bzw. die Schauspielerin muss noch einmal ins Tonstudio, um die Aufnahme erneut einzusprechen.

3. Sound-Editing

Im Sound-Editing geht es darum, der O-Ton-Aufnahmen sogenannte Special Effects (SFX) hinzuzufügen. Das können beispielweise Schritte auf einem Parkettboden oder ein Faustschlag ins Gesicht sein, die im O-Ton nur sehr leise oder gar nicht zu hören sind. Ein reines Erhöhen der Lautstärke ist nicht die optimale Lösung, denn darunter leidest meist die Soundqualität. Mithilfe bestimmter Gerätschaften oder Computerprogramme können Geräusche erzeugt werden, um eine bestimmte Szene zu ver- oder betonen. Oft bedient man sich auch einfach sogenannter Sound Libaries: Datenbanken, mit nahezu allen erdenklichen Sounds: wie Züge, Autotüren oder tropfende Wasserhähne in unzähligen Varianten.

4. Foley-Taking und Foley-Editing

Foley – Ein Begriff, ein Mann. Jack Foley verwandelte den Stummfilm in ein Klangorchester. Foley steht für atmosphärische Aufnahmen von Geräuschen. Dafür gibt es beim Film den Beruf des Geräuschemachers, der im Tonstudio dafür sorgt, dass bestimmte Geräusche genauso klingen, wie sie klingen sollen. So wird die Akustik eines knisternden Lagerfeuers beispielsweise mit dem Rascheln einer Chipstüte hergestellt. Oder Pferdegetrampel im Western erzeugt man im Sandkasten mit selbstgebauten Müslischälchen, die mit Gaffaband abgeklebt sind. Diese ergeben dann im Film die perfekte akustische Illusion. Die Einzelnen Geräusche werden dann natürlich Szene für Szene in den Film eingefügt.

5. ADR-Taking und ADR-Editing

ADR ist die Kurzform für ‚Automatic Dialog Replacement‘. Hier liegt der Fokus ganz klar auf Sprache und Synchronisation. Figuren und Charaktere im Dialog werden mit der richtigen Tonspur ausgestattet. Das kann zum Beispiel die klassische Synchronisation sein, wie wir sie aus verschiedenen Spielfilmproduktionen kennen oder eine „Deutsch auf Deutsch“ Synchronisation, die gemacht werden muss, weil der Ton am Set fehlerhaft war.

6. Music-Editing

Beim Bearbeiten von Musik braucht es neben einem Tonmeister auch einen Cutter und einen Regisseur. Alle drei koordinieren gemeinsam, ob und was komponiert wird, welches Stück welche Position und Funktion erhält und wo die musikalische Pointe gesetzt wird. Die musikalische Untermalung hat einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Stimmung des Films bzw. verschiedener Szenen.

7. Endmischung

Erst die Endmischung macht den Sound. Wenn alle sechs vorangegangenen Schritte zu einem zusammengefügt werden, entsteht das perfekte Sounddesign. Töne, Geräusche, Sprache, Musik und Atmosphäre werden harmonisch miteinander verbunden. Der Tonmeister prüft Stück für Stück, ob alles in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander steht. Danach wird der Ton in den gewünschten Formaten ausgespielt. Mono, Stereo, Dolby 5.1, Dolby 7.1 – je nach Anforderung des Kunden.

Eine wichtige Rolle spielt bei der Finalisierung auch das Wissen um Medium, auf dem der Film bzw. das Video gezeigt werden soll. TV, Internet und Kino haben hier ganz unterschiedliche und genormte Anforderungen an den finalen Ton.

Bedenken Sie immer: Sie nehmen mit allen Sinnen wahr. Vor allem aber mit ihren Augen und Ohren. Wenn diesbezüglich bereits unsauber gearbeitet wird, macht das den Film zu einem Negativ-Erlebnis und die Kunden springen ab, bevor der Film überhaupt richtig einsetzt.

Sound-Design unterscheidet sich von Realfilm zu Animation. Während in einem Realfilm entsprechend reale Geräusche und O-Tonspuren genutzt werden, lassen sich bei einem animierten Film ganz nach Foley Geräusche so herstellen, dass sie damit sogar eine ganz eigene Sprache entwickeln können. Wie mittels perfekter Geräusch-Aufnahmen auch eine eigene Sprache entstehen kann, zeigt beispielsweise die fantastische Geräuschkulisse von R2D2 aus „Star Wars“ oder auch die emotional gestalteten Dialoge in „WALL-E“.

 

 

Es lassen sich Geräusche auf zwei Wege generieren. Zum einen werden Geräusche aus der Umgebung aufgezeichnet und zum anderen können Geräusche mit verschiedenen Hilfsmitteln erzeugt und aufgenommen werden. Wer die Zeit für eigene Aufnahmen nicht hat, kann sich mittlerweile auch an einer Datenbank von zahlreichen Sounds bedienen.

Nicht zu unterschätzen ist in jedem Fall, dass ein gutes Sound Design Zeit braucht. Um ein 2 minütiges Sound Design herzustellen, benötigt ein Sounddesigner ca. 1 Tag. Es ist aufwendig und fordert gewisse Rahmenbedingungen. Welche das sind, gehen wir hier Schritt für Schritt durch.

Was ist im Arbeitsprozess des Sound-Designs zu beachten?
1. Zeitmanagement

Sich in Details zu verlieben, ist das eine. Die Zeit zu verbummeln, etwas anderes. Wie bei vielem Organisatorischen ist es auch an dieser Stelle von Vorteil, sich genaue Zeitvorgaben aufzustellen. Machen sie sich einen Plan, der alle Sounddesign-Schritte beinhaltet und feilen sie nur dann an den Details weiter, wenn Ihnen ein Puffer dafür bleibt.

2. Guter Stil trifft schlechten Usus

Wo hört die Gewohnheit auf und wo fängt guter Stil an? Das kann Ihnen keiner beantworten. Fakt ist: Wenn das Bauchgefühl sagt, dass der Sound noch nicht wirklich passt, kann das entweder gewohnter Perfektionismus sein, die Suche nach dem Besonderen oder ein versteckter Fehler im Sound Design. Ganz gleich, was es ist – geben Sie diesem Prozess Zeit, sich zu entfalten und holen Sie sich externe Meinungen ein! Das richtige Musikstück fliegt Ihnen eventuell erst zu, wenn Sie sich für ein paar Augenblicke ablenken und ihre Aufmerksamkeit auf etwas Anderes lenken.

3. Weniger ist mehr

Was muss eigentlich unbedingt während der Arbeit am Sounddesign enthalten sein? Und was nicht? Stille! Denn diese kann Ihnen einen Eindruck vermitteln, was eine Filmsequenz unterstreicht. Sich einen Ausschnitt stumm anzuschauen, kann unsere inneren Klangerfahrungen wecken. Vergessen Sie nicht, was Sie mit dem Video aussagen wollen und entscheiden Sie sich diesbezüglich für die passenden Sound-Effekte.

4. Bewusstes Hinhören steigert Einfallsreichtum

Selbst die größte Auswahl an Geräuschen und Klängen beinhaltet manchmal nicht das Passende. Was dann? Dann entfernen Sie sich von Monitor und Tastatur und tauchen Sie in die reale Welt ein. Hören sie bei allem, was Sie tun, genau hin: Ob beim Essen, beim Bedienen von technischen Geräten oder Benutzen alltäglicher Gegenstände. Alles hinterlässt akustische Spuren. Sicher lassen sich daraus kreative und sinnvolle Bilder und Übergänge gestalten.

5. Sound-Design heißt auch Lautstärken-Design

Unterschiedliche Lautstärken bedeuten verschiedene Frequenzstufen. Eine komplizierte Sache, die auch unter der Fletcher-Munson-Kurve bekannt ist. Hören Sie Musik, sind die Frequenzen bei geringer Lautstärke andere als bei hoher Lautstärke. Aus diesem Grund messen sie ein gutes Sounddesign immer an der höheren Lautstärke. Sie spricht für die volle Aufmerksamkeit beim Zuhörer. Die Lautstärke richtet sich dabei am Nutzen des Videos. In welcher Lautstärke werden es die Zuhörer wahrnehmen? Nutzen Sie diese Lautstärke mit seiner jeweiligen Frequenz als Ausgangspunkt.

Warum? Ein Interessierter Zuhörer regelt die Lautstärke bei gegebenen Interesse meist höher – es hat dessen volle Aufmerksamkeit. Wer dieser Interessent letztendlich ist, können nur Sie sagen. Sie müssen Ihre Zielkunden im Blick haben.

6. Der Kunde im Visier

Hier stellen sich Fragen, die bereits vor dem Video-Dreh beantwortet werden sollten. Denn hier spielen Bildmaterial und Sounddesign ineinander. Also machen Sie sich von vornherein ein Bild davon, wer ihre Zielgruppe ist. Von welchem Alter ist auszugehen? Welche Markenprodukte verfolgen die Interessenten bereits? Welche Erwartungen wollen erfüllt werden und wie gehen Ihre Kunden bei einem Einkauf vor? Je nach Zielgruppe kann das passende Sounddesign gewählt werden: humorvoll, ernsthaft, emotional, klar und rational oder auch Sicherheit vermittelnd.

7. Audio-Branding-Strategie

Hierbei geht es nicht nur um ein bestimmtes Geräusch, welches bei Ihre Marke für Wiedererkennungswert sorgt. Hier geht es um eine ganze Maschinerie von Audioelementen, die einheitlich in ihren Videos verwendet werden. Das kann ein bestimmtes Geräusch in Verbindung mit einer Melodie oder einem Song sein. Ein Intro oder Outro, das einzig auf Ihr Produkt maßgeschneidert wird, löst Aha-Effekte aus, die sich als Erinnerung manifestieren. Der Kunde assoziiert damit ein bestimmtes Bild, eine Emotion und gar das erwünschte Kaufverhalten.

Beispiele für gelungenes Sound-Design

Edeka – EATKARUS

Edeka ist bekannt für emotionale Werbefilme. Eatkarus ist da nicht anders und appelliert mit einer gefühlvollen Geschichte und dem passenden Titelsong zu gesunder Ernährung und dem Mut, etwas zu ändern und alles schaffen zu können. Auszeichnend bei dieser Werbung ist, dass Musik und Bildmaterial auf die Sekunde genau aufeinander abgestimmt sind. Deshalb kommen diese Werbefilme so gut an.

Fazit: Sound-Design als Happyend einer Videoproduktion

Wer gutes Sounddesign betreiben will, muss Kreativität im Umgang mit Geräuschkulissen beweisen. Geräusche, Stimmen, Melodien und ganze Songs können aus einem langweiligen Video ein brillantes, interessantes Video machen. Behalten Sie dafür immer die Erwartungen und Wünsche Ihrer Zielgruppe im Blick. Sie machen das Branding aus und sind ausschlaggebend für die emotionale Bindung.

Ist das Video fertig, lassen sie es etwas ruhen und schauen Sie es dann noch einmal mit wachen Augen und frischen Ohren an. Sind Sie wirklich zufrieden, dann sind es auch ihre Kunden.

Bei einem solchen Prozess können wir Sie jederzeit beraten, begleiten und unterstützen.

YOVIE FILM UND VIDEOPRODUKTION BERLIN

Lassenstraße 32
14193 Berlin

030 89737977 0
kontakt@yovie.de

Mike Götze
NOCH FRAGEN?

Wenn Sie weitere Fragen zum Artikel haben oder zusätzliche Informationen wünschen, dann schreiben Sie uns!