Einmal mit Profis arbeiten…

Bei einer Filmproduktion kommen oft professionelle Schauspieler zum Einsatz. Gerade wenn es darum geht, richtig gut zu performen und bestimmte Emotionen herzustellen, ist ihr Einsatz unverzichtbar. Doch wo kann man eigentlich Schauspieler buchen, welche Inhalte sollte ein Vertrag enthalten, was kosten Schauspieler und wie genau verhält es sich mit den nachträglichen Nutzungsrechten?

In diesem Beitrag fassen wir alle relevanten Details rund um das Thema „Schauspieler buchen“ zusammen und zeigen anhand einer Beispielrechnung, welche konkreten Kosten bei einer Imagefilmproduktion entstehen.

Katalogmodel oder Charaktergesicht

In Deutschland sind aktuell ca. 18.000 Schauspieler gelistet. Aus der Masse den passenden Schauspieler zu finden, der Marke, Unternehmen bzw. Dienstleistung authentisch repräsentiert, stellt viele Caster/innen immer wieder vor eine Herausforderung. Die Zeiten, in denen in Werbe- und Imagefilmen nur schöne Menschen gezeigt werden, sind längst vorbei. Die bekannten Klischees werden zwar punktuell immer noch bedient, doch geht man in der Filmbranche schon seit längerer Zeit zu mehr Authentizität über.

Stellen Sie sich zunächst die Frage, welchen Typ Schauspieler Sie in ihrem Film einsetzen möchten, was für einen Schauspieler Sie buchen möchten.

Um einen Schauspieler zu buchen, können Ihnen folgende Portale helfen:

  1. Schauspielagenturen
  2. Die Gruppe Schauspieljobs bei Facebook
  3. Das Castingportal Schauspielervideos
  4. Der Verband der Caster

Wenn Sie zielsicher einen Schauspieler suchen, sind Caster/innen besser als jede Suchmaschine. Sie kennen die gesamte Branche und haben meist treffsicher sofort mehrere Besetzungsvorschläge.

Auf dem Castingportal Schauspielervideos haben Sie die Möglichkeit, selbst nach passenden Darstellern zu suchen und Ihre Wünsche nach verschiedenen Eigenschaften wie Spielalter, Geschlecht, Wohnort, Fremdsprachen und Fähigkeiten zu filtern.

Wir haben mit der Facebookgruppe gute Erfahrungen gemacht. Die Mitgliederzahl liegt derzeit bei ca. 12.000. Je genauer Sie ihr Gesuch und das Projekt in dieser Gruppe beschreiben, desto treffender werden die Schauspieler sein, die sich bei Ihnen melden. Schauspieler verfügen in der Regel über eine professionelle Sedcard mit aussagekräftigen Fotos und einem Showreel in Form eines zusammengeschnittenen Videos, das den Schauspieler in verschiedenen Facetten seines Könnens zeigt.

Die Sedcard der Schauspielerin Amber Cara und des Schauspielers Michael Tschida sieht so aus. Sedcard
Das Showreel des Schauspielers Simon Werner:

Man unterteilt die verschiedenen Darsteller-Typen wie folgt:

  • Statisten = ab 90 € 
  • Komparsen = 100 €
  • Kleindarsteller = 120 €
  • Schauspieler = ab 900 €

Die Gagen beziehen sich auf einen Drehtag a´ 8 Stunden. Statisten und Komparsen kommen oft in Kino, TV- oder Spielfilmen zum Einsatz. Während ein Statist Teil einer namenlosen Menge ist und weitestgehend unbeachtet bleibt, ist ein Komparse klar zu erkennen und hat einen individuellen Einsatz innerhalb der Gruppe. Ein Kleindarsteller hat schon geringfügige Rollen und kurze Sprechpassagen.

Ein Schauspieler hingegen verkörpert eine ihm zugeteilte Rolle und agiert nach den Vorgaben eines Regisseurs. Je nach Talent, besser oder schlechter. Um Schauspieler zu werden und als solcher zu arbeiten ist übrigens keine Berufsausbildung notwendig. Jedoch empfiehlt es sich, hinter die Kulissen zu schauen! Es gibt fundierte Ausbildungen sowie ein Schauspiel-Diplomstudiengang oder Schauspieler mit einer staatlich-paritätischen Prüfung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schauspieler  mit einer dieser Abschlüsse die übertragene Aufgabe befriedigend ausführt, ist dadurch sehr hoch.

Schauspielen kann jedoch im Grunde jeder Mensch – wie gut oder schlecht, müssen am Ende die Zuschauer entscheiden. Bei einer professionellen Filmproduktion ist es jedenfalls ratsam, einen professionellen Schauspieler zu engagieren. Oft haben diese viel Dreherfahrung und können, wenn gewünscht, nützliche Tipps und Ideen am Set liefern.

Planungshorizont

Wenn Sie sich dazu entschieden haben, einen professionellen Schauspieler oder einen Kleindarsteller zu engagieren, sollten sie folgende Zeiten einplanen. Je nach Verfügbarkeit des Schauspielers muss dann der Drehtermin festgelegt werden. Natürlich ist auch eine kurzfristige Buchung möglich, ebenfalls abhängig von der Verfügbarkeit des Schauspielers. Wir empfehlen bei der Buchung mindestens folgende Zeitfenster einzuplanen:

  • Casting                                                                   1 Woche
  • Verhandlungen inkl. Vertragsabschluss                 1 Woche

Kostenfaktor Schauspieler/in

Eine wichtige Rolle bei der Budgetplanung eines Image- oder Werbefilms spielen die Kosten für den Einsatz von Schauspielern. Sie möchten einen Schauspieler buchen? Folgende Kosten sind beim Einsatz zu berücksichtigen:

1. Arbeitshonorar

Die Tagesgage eines Schauspielers in Deutschland beträgt zwischen den vom Bundesverband Schauspiel (BFFS) als Minimum angesetzten 900 € bis zu 4.000 € oder höher. Wenn Sie einen Schauspieler buchen, hängt das das Honorar letzlich auch von der Erfahrung und der Bekanntheit des Mimen ab. Es gibt aber auch Schauspieler, die Aufträge weit unter dieser Marke übernehmen. Diese sind meist unerfahren, müssen jedoch nicht zwangsweise schlecht sein. Oft ist auch die wirtschaftliche Lage des Schauspielers mit entscheidend und ob er durch eine Agentur vertreten wird.

2. Agenturprovisionen

Schauspielagenturen und Casting-Agenturen verlangen i.d.R. zum vereinbarten Honorar zusätzlich 20% Agenturprovision. Die Agenturen sind ebenfalls an möglichen zusätzlichen Buyouts mit 20% beteiligt. Was Buyouts sind, erfahren Sie in Punkt 4.

3. Reisekosten, Spesen, Hotelübernachtung

Je nach Entfernung zum Drehort kommen noch Reisekosten für PKW, BAHN oder Flug hinzu.

Sorgen Sie für eine angemessene Arbeitsatmosphäre und behandeln Sie Ihre Schauspieler immer behutsam und mit dem nötigen Respekt. Das sorgt nicht nur vor der Kamera für ein besseres Ergebnis, sondern im Allgemeinen auch für eine schöne Arbeitsatmosphäre. In einer entspannten Atmosphäre entsteht häufig mehr Kreativität und Ideen von Schauspielern können dann sehr gewinnbringend sein. Professionelle und erfahrene Schauspieler können und müssen allerdings auch mit Druck umgehen können. Mit einem stets freundlichen Umgangston kann der Auftraggeber den Druck an seine Mitarbeiter und engagierten Darstellern übermitteln, ohne dabei die Kreativität zu ersticken. Denn gerade für Filmleute ist eine freundliche Kommunikation auch unter Zeitnot ein Zeichen von Professionalität.

4. Nutzungsrechte / Buyouts

Buyouts sind Zahlungen an Schauspieler für einen bestimmten Nutzungszweck. Der Imagefilm soll beispielsweise nicht nur wie vereinbart Online zu sehen sein, sondern der Auftraggeber möchte ihn zusätzlich gerne auf Messen präsentieren. Dann hat er die Möglichkeit, über ein weiteres Buyout, dieses Nutzungsrecht zu erwerben. Neben dem Preis für die Nutzungsrechte wird in den Buyouts also immer auch festgelegt, in welchem Zeitraum und auf welchen Medien (TV, Online, Plakat, national, international, etc.) der Auftraggeber die Aufnahmen verwenden darf.

Es gibt das sogenannte „total buyout“, dass zum Einsatz kommt, wenn der Auftraggeber dem Schauspieler alle Nutzungsrechte an der von ihm gezeigten Darbietung abkauft. Mit dieser Einmalzahlung ist dann alles abgegolten und es kommt zu keiner weiteren Nachforderung durch den Schauspieler.

Rechenbeispiel
Anhand des folgenden Beispiels wollen wir auflisten, mit welchen Ausgaben Sie rechnen müssen, wenn Sie sich für den Einsatz eines professionellen Schauspielers für einen Imagefilm entscheiden. Die Drehzeit beträgt 1 Tag und der Schauspieler reist einen Tag vor Drehbeginn an. Der fertige Film soll im Internet veröffentlicht werden.

Arbeitshonorar + Nutzungsrecht: online 1 Jahr 1.000,00 €
Agenturprovision:  20 % 200,00 €
Reisekosten 1: pauschal 100,00 €
Übernachtung 1:    pauschal 150,00 €
Buyout 1: online 1.000,00 €

Die Kosten für den Einsatz unseres Schauspielers belaufen sich auf 2.450,00 €.

Entscheidet sich der Auftraggeber nun, den Film zusätzlich in einer gekürzten Version als Kinospot zu verwenden, kommen 100% Buyoutkosten auf das Arbeitshonorar plus Agenturprovision hinzu. In Summe also 1.200 € für die Nutzungsdauer von 1 Jahr. Für ein total Buyout (herauskaufen aller in Frage kommender Rechte) setzt man i.d.R. den Faktor 7 (7 x 1.200,00 € = 8.400,00 €) an.

Im Allgemeinen sind dies jedoch Richtlinien und entscheidend ist am Ende das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Schauspieler oder seiner Agentur.

Versicherung und Risikofaktor Schauspieler

Ist ihr gebuchter Schauspieler nicht in der Lage, pünktlich und einsatzfähig am Drehort zu erscheinen, zum Beispiel durch einen Autounfall oder eine plötzliche Krankheit, steht der Dreh auf der Kippe. Sie haben nun folgende Möglichkeiten:

  1. Sie canceln den kompletten Dreh und verschieben, sofern möglich, den Drehtermin
  2. Sie suchen nach einem alternativen Schauspieler, der das Anforderungsprofil erfüllt und kurzfristig einspringen kann.

Sollten Sie sich für Punkt 1 entscheiden, hilft Ihnen eine Filmversicherung, genau dieses Risiko abzusichern. Eine Versicherung für ein Filmprojekt in einer Größenordnung von 50.000,00 Euro kostet ab 500 Euro netto. Diese Versicherung sollten Sie bereits in der Kostenkalkulation berücksichtigen. Eine Versicherung, die wir empfehlen können ist Howden Caninenberg . Auf der Seite des Versicherers erfahren Sie auch die exakten Risiken, die versichert werden können.

Alternativen zum Dreh mit Schauspielern

Am Ende müssen Sie bzw. Ihr Kunde entscheiden, ob Sie mit einem professionellen Schauspieler drehen möchten. Sprengt der Einsatz Ihr Budget, haben Sie die Möglichkeit, eine ganz andere Variante in Betracht zu ziehen: die Produktion eines animierten Films. Ein animierter Film bzw. ein Erklärvideo hat den Vorteil, dass Sie weder auf Schauspieler, Wetter und örtliche Gegebenheiten Rücksicht nehmen müssen. Er ist meist günstiger als ein Realfilm, natürlich abhängig vom gewünschten Umfang und Anforderungsprofil.

Verträge für Schauspieler, Kleindarsteller, Komparsen, Mitarbeiter

Damit Ihr Dreh auch rechtlich Bestand hat und Unklarheiten von vornherein beseitigt werden, empfehlen wir die Nutzung eines Schauspielvertrages. Dieser regelt sowohl den Einsatzzweck, mögliche Ausfallhonorare, Ersatztermine. Im Grunde sollte der Vertrag alle relevanten Informationen und Details enthalten, die für den Schauspieler von Belang sind. Schlussendlich ist es eine Absicherung beider Parteien. Es kommt aber auch oft vor, dass Mitarbeiter im Film zu sehen sind. Im Vorfeld sollten diese darüber informiert werden, dass Sie im Film zu sehen sind und ihr Einverständnis erteilen. Dies lässt sich am besten mit einem Statistenvertrag regeln. Dieser Vertrag hat den Vorteil, dass Ihr Film auch weiterhin in der ursprünglichen Form genutzt werden kann, wenn besagter Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Die gleiche Vorgehensweise empfehlen wir ebenfalls bei Familienmitgliedern oder befreundeten Komparsen, auch wenn diese für Ihren Einsatz kein Geld bekommen haben.

Musterverträge

Wir stellen Ihnen 2 kostenlose Musterverträge zur Verfügung, die Sie auf Ihre Bedürfnisse anpassen können. Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass wir keine rechtliche Gewährleistung übernehmen. Wir empfehlen, diesen Vertrag anwaltlich zu prüfen.

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Mike Götze
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